Anfahrverhalten verbessern

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Der folgende Artikel richtet sich "nur" an Digital-Modellbahner mit dem Dreileiter-System von Märklin:

Normalerweise wird und sollte man alle Schienen mit Rückmeldern versehen, wenn man die Absicht hat, die Anlage mit einem Computer zu steuern.Das bedeutet, dass Sie bis auf die Weichen sämtliche Schienen als Kontaktabschnitte definieren und entsprechend jeweils eine der beiden Schienenprofile auftrennen. Sie erreichen damit eine fast vollständige Überwachung der Anlage, so dass z. Bsp. verloren gegangene Wagen nicht vom darauf folgenden Zug vom Gleis gefegt werden.

Ein verbreiteter Irrtum - dem ich zuerst auch erlegen bin - ist die Aussage, dass man dann nur noch die (eingeschränkte) Kontaktsicherheit von Gleichstrombahnen habe, da ja nur noch das eine der beiden Gleisprofile Strom (Masse) führe.

Dies ist ein Irrtum gleich aus zwei Gründen:

Zum einen hat der Mittelschleifer eigentlich immer Kontakt, und so ist die Hälfte der Stromzuführung schon mal "außen vor". Unterbrechungen können also nur bei der anderen Hälfte, der Masse passieren.

Auch da passiert aber in der Regel nichts: Grosse Lokomotiven schließen schon mit Ihren vorderen Laufrädern beide Gleisprofile kurz, wodurch sie nicht nur den Rückmeldekontakt auslösen sondern für alle folgenden Räder ebenfalls einen elektrischen Kontakt ermöglichen. Und bei kurzen, zweiachsigen Loks bildet schon die erste Wagenachse eine vergleichbare Brücke, wodurch wieder beide Außengleise Strom führen. Also wird durch den Bau aller Gleise zu Rückmeldekontakten die Kontaktsicherheit nur wenig beeinflusst.


"Nur wenig", aber manchmal bleibt die Lok eben doch stehen und zwar besonders beim Anfahren.

Oder es stimmt etwas nicht mit dem Verlegen der Schienen. Eine Schiene war bei mir ein wenig verwunden eingebaut. Eine kleine Rangierlok hatte so nur Kontakt links vorn und rechts hinten. Links vorn war die isolierte Kontaktstrecke und rechts hinten saß der Haftreifen.....

Auch dafür gibt es eine Lösung:

Überbrücken Sie die Trennstelle der Kontaktstrecke mit einer Diode (Sperrrichtung zum isolierten Gleisstück bzw. zum Rückmeldekontakt)!

Die Rückmeldung funktioniert dann immer noch, denn sie arbeitet mit 5 Volt Gleichspannung und die wird durch die Diode gesperrt. Wenn nun eine Lok über die Hauptschiene keinen Strom bekommt - weil z. Bsp. Schiene oder Räder verschmutzt sind -, bekommt sie wenigsten eine Halbwelle über die Kontaktschiene - und die bringt sie über die kritische Stelle hinweg.

Praktisch heißt das, dass Sie alle Rückmeldekontakte, die einen Stopp-Kontakt darstellen und auf denen wieder angefahren werden muss, mit einer Diode an Masse legen sollten. Ich habe inzwischen 40 Stück davon verbaut und zwar eine besonders starke Type von 5A (Reichelt SB 530 zu 40 Cent), damit man nicht beim ersten Kurzschluss die Diode zerlegt.

eingebaute Rückmelder-Dioden
Wie der "Drahtverhau" unter der Anlage aussehen kann, sehen Sie rechts.

Man liest oft von Dioden, die in Rückmeldeleitungen eingebaut werden sollen, um gegen hochfrequente Störungen zu sperren.

Diese Dioden haben mit den hier beschriebenen nichts zu tun. Sie werden vom Modul zum Gleis mit der Sperrrichtung zum Gleis eingebaut, lassen die Gleichspannung von 5 Volt durch, sperren aber irgendwelchen hochfrequenten Datenmüll, der aus der Abstrahlung von Digitalleitungen kommen soll. Nach meiner Erfahrung sind solche Dioden überflüssig, da die Rückmeldeleitungen auch über weite Strecken ziemlich störunanfällig sind.

Ich habe mir die theoretisch simple Lösung mit der Diode ausgedacht aber selbst kaum glauben können, dass es funktioniert und deshalb einen "Stresstest" gestartet:

Ein Gleisstück am Stoppkontakt wurde auf der "normalen" Seite komplett abgeklebt, so dass die Lok nur auf dem isolierten Kontaktstück Masseverbindung hatte - rotes Klebeband auf dem Bild! Oben geht der weiße Draht vom Gleis an den Rückmelder Nr. 028.

Stresstest
Ohne eine Diode wäre die Lok natürlich sofort zum Stehen gekommen. Mit der Diode, die also mit einer Halbwelle das an sich isolierte Gleisstück versorgt, fährt die Lok unbehindert weiter.

Ja - sie startet sogar!

Das bedeutet, dass selbst Steuerbefehle "durchkommen", wenn auch eine Halbwelle verschluckt wird. Dass hier dennoch "etwas" nicht stimmt, sieht man daran, dass die Lok nur gaaaanz langsam anfährt. Intern hat sie wohl nur etwa 10 Volt zur Verfügung. Aber das macht ja nichts, denn normalerweise klebt man das Gleis schließlich nicht ab, und wenn die Lok auf einer kleinen Verschmutzung steckt, kann es ruhig ganz langsam gehen, bis sie wieder korrekte Stromversorgung bekommt - Hauptsache, sie bleibt nicht ganz stehen!

Fazit:

Alle Stoppkontakte Ihrer Anlage sollten Sie mit einer Leistungsdiode versehen. Das Anfahrverhalten besonders von kleinen Loks wird sich damit deutlich verbessern.


Weitere Details hier:

Signatur

Dieser Tipp stammt von Friedel Weber. Nachträgliche Änderungen und Ergänzungen sind in der Liste der Autoren (versionen) nachvollziebar. Eventuelle Erfahrungen im Nachbau und Fragen zum Tipp gibt es auf der zugehörigen Diskussionsseite.