Gips

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Gips ist ein farbloses bis weißes Mineral (Kalziumsulfat, chemische Zusammensetzung CaSO4 • 2 H2O). Es ist schwer in Wasser löslich und hat eine sehr geringe Härte sowie eine weiße Strichfarbe.

Gips ist daher ein universeller Werkstoff für den Modellbau, speziell den Landschaftsbau!

Gips und Säuren können reizend sein …

Inhaltsverzeichnis

Verwendung

Gips wird heute z. B. in Form von Gipskartonplatten für den Trockenbau oder als Grundstoff für Putze, Spachtelmassen und Füllmittel verwendet. Die Geschwindigkeit des Abbindens von Gips wird durch Zugabe von Zitronensäure reguliert. Gipskalk – eine Mischung mit Kalk – ist länger verarbeitbar und formbar wie Plastilin, bevor er aushärtet.

Anrühren

Grundsätzlich gilt: Gips wird in Wasser eingerührt und nicht umgekehrt!

Im Normalfall benutzt man einen handelsüblichen Gipsbecher aus einem weichen Kunststoffmaterial (z. B. Gummi) und befüllt ihn je nach benötigter Menge 1 bis 2 Finger hoch mit Wasser. Danach füllt man den Becher z. B. mittels Spachtel mit Gips auf – ggfs. Herstellerangaben auf der Tüte beachten.

Es sollte nicht sofort umgerührt werden, man gibt dem Gips erstmal „Zeit zum Saufen“. Nach etwa einer halben Minute werden Wasser und Gips zu einer blasenfreien Masse mit zähflüssiger Konsistenz verrührt und unmittelbar verarbeitet.

Ein nachträgliches „Verdünnen“ mit Wasser ist nicht möglich, hierbei härtet der Gips zu schnell und meist klumpig aus.

Abbindezeit variieren

Verschiedene Gipssorten haben auch unterschiedliche Abbindezeiten, dies kann sich der Modellbauer zunutze machen, indem man schnell abbindenden Modellgips mit langsam abbindendem Putzgips mischt und so die Abbindezeit variiert. Die Abbindezeit sollte auf der Verpackung vermerkt sein, Verarbeitungszeiten unter 30 Minuten führen nur zu Hektik!

kürzere Abbindezeit

Wie oben erwähnt kann die Abbindezeit durch Zitronensaft verlängert werden, auf Grund der guten Dosierbarkeit z. B. aus der „Plastikzitrone“ – zudem riecht es dann beim Modellieren angenehm nach Zitrone. Für eine etwas verlängerte Abbindezeit reichen schon wenige Tropfen auf einen Gummibecher, da aber kaum ein Gips dem anderen gleicht, sollte man vorher ein wenig auszuprobieren.

Entsprechend ist es mit einer basischen Beimengung möglich, die Abbindezeit zu verkürzen, z. B. mit Schmierseife.

längere Abbindezeit

Oft ist es notwendig, die Abbindezeit des Gipses zu verlängern, man sollte dabei jedoch beachten, dass die Qualität leiden kann.

Um die Abbindezeit von Gips stark zu verlängern, gibt man etwas flüssigen Knochenleim in das Wasser. Bereits eine Messerspitze Knochenleim streckt die Abbindezeit auf etwa 1 Stunde. Die Gipsmasse verbleibt für eine Dreiviertelstunde in zähflüssigem Zustand und geht dann für etwa 10 bis 15 Minuten in einen „Sahnesteif-Zustand“ über, i. e. der Abbindezustand kurz vor dem Erhärten, in dem sich der Gips fast wie Ton frei modellieren lässt. Wird Gips in diesem Zustand modelliert, verliert er aber an Festigkeit und wird bröselig!

Generell erhöht Leim die Härte des Gipses und verlängert die Abbindezeit auf bis zu sechs oder acht Stunden, auch hierbei sollte man dringend vorher verschiedene Mischungsverhältnisse austesten. Wenn man mehrere Gipslagen anlegen oder mit der Arbeit fertig werden möchte, ist nichts unangenehmer als eine Gipsmasse, die nicht aushärten will.

Knochenleim ist Gelatine, also eine Kochzutat, die zwar sehr appetitlich riecht, bei größeren Mengen aber aufgrund der großen Reinheit extrem teuer ist. Daher kauft man Knochenleim im Künstlerbedarf als trockenes Granulat, dieses muss eingeweicht und im warmen Wasserbad geschmolzen werden. Eine praktische Alternative ist Fischleim, der in bereits flüssiger Form erhältlich ist (einziger bekannter Lieferant ist nur „Kremer Pigmente“ in Aichstetten).

Färben

Meist wird Gips erst nach dem Aushärten mit Farbe grundiert, man kann aber durchaus beim Anrühren bereits Farbe beimischen und ihn somit komplett durchfärben. Hierbei verwendet man handelsübliche Abtönfarben, wobei man zum vollständigen Durchfärben allerdings sehr viel Farbe benötigt.

Bahnsteigkante aus durchgefärbtem Gips

Ein vollständiges Durchfärben mit Abtönfarbe ist jedoch nur bedingt zu empfehlen, da der Gips dadurch deutlich an Stabilität verliert. Weniger problematisch ist reines Pigment in Pulverform, das vor dem Anrühren mit dem Gips vermengt wird. Manche Farbpigmente reagieren eventuell mit dem Gips, vor allem die synthetischen und oft bei Blautönen, was dessen Stabilität beeinträchtigen kann. Ost werden Eisenoxid-Pigmente verwendet, auch hierbei ist das Mischungsverhältnis von großer Bedeutung für die Stabilität: bei mehr als 5 % wird das getrocknete Formstück leicht bröselig, zudem leidet die Farbintensität und -brillanz oftmals bei zu hoher Dosierung, letzteres gilt aber auch für einen zu geringen Anteil des Pigments.

Bevor man weißen Gips mit Abtönfarben streicht, muss man Tiefgrund auftragen, ansonsten trocknet die Farbe sofort ein. Kleine Teile aus Gussformen kann man auch in Tiefengrund tauchen, das geht schneller und sauberer als streichen und ist garantiert flächendeckend.

Gießen

Gegossene Ziegelmauer, zweite Zeile mit Gussfehlern

Zum Herstellen von Formteilen aus Gips sollte man darauf achten, dass sich keine Luftblasen bilden, die nachher an der Oberfläche des Gussteiles zu sehen sind. Hierzu verwendet man einen relativ dünnflüssigen Gipsbrei und klopft beim Gießvorgang gegen die Form bzw. rüttelt sie leicht. Man muss aber darauf achten, dass der Gips nicht zu dünn ist, da sonst die Gefahr der Rissbildung während des Abbindens besteht.

Silikonformen

Eine preiswerte Methode, sehr realistisch wirkende Bauteile aus Gips in größeren Stückzahlen herzustellen sind Silikongussformen, nachteilig ist höchstens, dass die Form immer eine halbe Stunde lang „besetzt“ ist, bevor die nächste Beschickung erfolgen kann, und dass immer nur sehr geringe Mengen Gießmasse benötigt werden. Folgendes Vorgehen schafft hier Abhilfe und dazu eine gleichbleibende Qualität der Gießmasse:

Messlöffel aus Plastik

An Material benötigen wir neben der Silikonform:

  • zwei(!) Messlöffel zu 5 ml, z. B. für Medizin
  • einen schmale Spachtel oder ein Palette-Messer
  • Gipsbecher, ersatzweise niedrige Papp- oder Plastikbecher
  • einfachen Pinsel, vorzugsweise mit Plastikstiel
  • klares Wasser
  • Wasser mit einem Tropfen Spülmittel (als Netzmittel) – alternativ gibt es auch Netzmittel im Modellbahnbedarf

Die Form wird mit Netzmittel bepinselt, besonders in den Ecken, vorher ggfs. mit der offenen Seite unten auf ein Stück Zeitung fallen lassen, so o werden überschüssiges Wasser und damit auch Reste vom letzten Guss herausgeschlagen.

Mit dem ersten Löffel wird 5 ml klares Wasser in den Becher gegeben, mit dem zweiten (also trockenen) Löffel wird das Gipspulver abgemessen: Bei einer Hersteller-Empfehlung von Wasser zu Gips im Verhältnis eins zu vier empfiehlt sich für das Gießen eins zu drei, auch hier muss wieder jeder seine „perfekte“ Mischung selber erproben!

Also drei gestrichene Löffel Pulver ins Wasser geben, mit dem Pinselstiel Gips kurz, aber gründlich durchrühren und sofort in die Form füllen, ggfs. Reste aus dem Becher mit dem Spachtel kratzen. Nachstochern, glattziehen, Überstände abstreifen, leichtes Klopfen kann Blasen lösen! Jetzt die Angelegenheit 30 Minuten ruhen lassen, dann ausformen.

Vor dem nächsten Gang sollten Pinsel, Becher und Spachtel möglichst frei von angetrockneten Gipsresten sein.

Variationen

Auch gebogene Formteile sind einfach herzustellen: Soll die Bahnsteigkante etwa in einem Gleisbogen liegen, so kann die Form zum Aushärten ebenfalls gebogen werden. Dazu nimmt man ein Bündel Gleise im gewünschten Radius, von Gummibändern zusammengehalten. Wenn der Gips etwa zwei Minuten nach Befüllen der Form nicht mehr fließt, wird Form auf das Schienenbündel gelegt, je nach Bedarf auf die Innen- oder Außenkurve.

abgeschrägte Mauerenden, verschiedene Bearbeitungsschritte

Die Gussteile können nach dem Durchtrocknen farblich behandelt werden. Die nebenstehend gezeigten Stücke sind aus pigmentiertem Gips gegossen. Das Mauerwerk gewinnt erheblich, wenn man die Fugen mit einem Messerchen oder einer Nadel nachzieht: Die Fugen wirken dann weißlich. Mit einem harten Borstenpinsel wird der Kratzstaub abgefegt, bei längerem Bürsten mit Druck wirken die Miniatur-Ziegel fast wie glasierte Klinkersteine.

Luftblasen und kleine Risse lassen sich bei feuchtem – besser nassem – Gips schließen, indem man mit einem kleinen Pinsel auf einer Palette (z. B. eine alte CD) etwas Gipspulver mit Wasser anrührt und auf die Löcher aufträgt. Nach ein bis zwei Minuten den Überstand vorsichtig mit einem weichen, feuchten Schwamm abwischen. Falls die entstandene Füllung noch nicht ausreicht, kann der Vorgang wiederholt werden. Die Füllung unterscheidet sich allerdings farblich ganz leicht von der Umgebung, was bei großen Flächen das nicht weiter auffällt, bei kleinen Strukturen sollte man jedoch mit Farbe nacharbeiten.

Gipsformen

Gussformen aus Gips müssen mit einer Trennschicht versehen werden, damit sich der hineingegossene Gips nicht mit der Form verbindet, z. B. aus:

  • Tonschlicker (Ton mit Wasser verrühren, bis ein fast flüssiger Brei entsteht)
  • Spülmittel,
  • Fette (z. B. Vaseline),
  • in Wasser gelöstes Kaliumcarbonat (Pottasche).

Die drei erstgenannten Trennmittel bilden eine sichtbare Schicht, die keinen Gips durchlässt, da diese Materialien aber „dick“ auftragen, kann man sie ggfs. als Abdruck auf dem fertigen Guss erkennen. Für feinere Arbeiten empfiehlt sich daher in Wasser gelöste Pottasche (etwa 1 Teelöffel auf 100 ml).

Gips auf Gips auftragen

Trägt man flüssigen Gips auf schon abgebundenen Gips auf, entzieht jener ihm sofort alle Flüssigkeit und er ist nicht mehr modellierbar. Um das zu verhindern reicht es aus, den Gipsuntergrund vorher ordentlich anzufeuchten, z. B. mit einer Sprühflasche. Alternativ kann man den getrockneten Gips auch mit Tiefgrund behandelt und nach dem Durchtrocknen neue Gipsschichten spachteln.

Manchmal ist es jedoch notwendig, den Untergrund trocken zu belassen, z. B. um bei Restaurationsarbeiten Schäden zu vermeiden. Für solche Fällr wurden extra für trockene Untergründe entwickelte Spachtelmassen enwickelt, z. B. Moltofill®, welches noch eine weitere vorteilhafte Eigenschaft besitzt: Es ist nach dem Abbinden elastischer als Gips und bricht deshalb nicht so leicht.

Manche Spachtelmassen sind nicht so reinweiß wie Gips, daher sollte man bei einem Material bleiben, wenn man eine einheitliche Oberfläche erzielen will. Das gilt im übrigen auch für verschiedene Gipse,manchmal sogar bei der gleichen Marke. Ggfs. sollte der Gips für eine Arbeit aus der selber Verpackung stammen, zumindest aber aus derselben Charge.

Siehe auch

Hersteller von Silikongussformen:

Weblinks