Conrad Weichenantriebe optimieren

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Über Conrad Weichenantriebe (Art. Nr. 219999-62)ist schon viel geschrieben und bei manchen offensichtlich ein Glaubenskrieg ausgefochten worden.

Unzweifelhaft ist der Antrieb die preiswerteste Möglichkeit, Weichen zu stellen. Mit Schaltdecodern von IEK, wie ich sie verwende, kostet ein kompletter Weichenantrieb einschließlich Decoder- und Versandanteil nur um die 11 Euro. Das ist enorm günstig!

Andererseits müssen die Dinger funktionieren. Hier hat es offensichtlich in der Vergangenheit "Flurschaden" gegeben.

Es scheint so, dass der Hersteller - vermutlich aus China - zwischenzeitlich sein Produkt verbessert hat, wie ich verblüfft feststellte, als ich einen der letzten der von mir gekauften Antriebe öffnete. Die neueren Antriebe haben plötzlich einen Vorwiderstand und einen Entstörkondensator sowie ein schwarzes Teil parallel zum Motor, dessen Funktion ich nicht entschlüsseln konnte. Frühere Erfahrungen mit Vorgängermodellen sind also wohl überholt.

Egal - ich habe mal (anscheinend erfolgreich) versucht, diese Dinger zu optimieren und hier das Ergebnis:

1. Merkwürdigerweise haben die Chinamänner zwei Vorwiderstände eingebaut mit zusammen 21,5 Ohm. Warum zwei hintereinander? Auch egal - durch die Widerstände arbeitet der Motor nicht so ruckartig und es knallt nicht ganz so am Endanschlag. Aber: Es kann ja mal passieren, dass der Stelldraht sich im extra gebohrten Loch nicht frei bewegen kann mit der Folge, dass die Endabschalter nicht funktionieren. Wenn aber der Motor Dauerstrom kriegt, fängt der Widerstand von 16 Ohm und 0,25 Watt Belastung zu qualmen an.

Nicht gut!

Außerdem brummt der Antrieb dann ständig - die ältere Version mehr als die neuere. Auch nicht gut.

Und das laute Klacken beim Schalten ist zwar nicht ungewöhnlich aber - genau: Auch nicht gut. Also fangen wir an und schrauben wir das gute Stück mal auf.

Weichenantrieb-otimiert
Rechts ein Bild, wie es hinterher aussah (Klicken Sie mal drauf!):

1. Die beiden Widerstände habe ich ausgelötet und durch einen einzelnen von 68 Ohm ersetzt - belastbar mit 1 Watt.

2. Der höhere Widerstand war möglich, da ich zusätzlich zum Entstörkondensator einen größeren Kondensator 63V / 3,3 Microfarad eingelötet habe. Dadurch wird die stark pulsierende Gleichspannung am Motor erheblich geglättet, der Motor zieht besser und verträgt einen höheren Vorwiderstand.

Das wiederum mindert entsprechend das Brummgeräusch, wenn mal der Endschalter nicht korrekt arbeitet. Der Strom fließt dann mit 75 mA, also wirklich so wenig, dass man es vernachlässigen kann. Am Widerstand fallen etwa 5V ab, also entsteht eine Wärmelast von etwa 0,4 Watt.

Übrigens kann man hier natürlich keinen Elektrolyt-Kondensator verwenden, weil der Motor ja mit jedem Schaltvorgang die Polarität wechselt.

Der verbaute Kondensator ist ziemlich groß und findet keinen Platz im Gehäuse. Er wurde außen dran geklebt und die beiden Leitungen durch zwei Kerben am oberen Gehäuserand zum Motor geführt.

Bei Reichelt gibt es den Kondensator unter der Nr. "WIMA MKS-4 3,3 µF" für 66 Cent.

Und wenn man jetzt den Antrieb wieder zuschraubt, erkennt man ihn nicht wieder:

- Er schaltet sehr geräuscharm

- er brummt nicht mehr

- es verkohlt kein Widerstand

- - es macht einfach Freude!

Die ganze Story klingt viel komplizierter als sie war/ist:

Für den Umbau eines Antriebs braucht es nicht mehr als 10 Minuten.

Und das ist es wert. Probieren Sie es einfach mal aus!

Übrigens:

Für diese Art von Antrieben benötigen Sie immer Schaltdecoder, das sind die mit den 4 Mini-Relais auf der Platine. Normale Magnetartikeldecoder geben Gleichspannung aus, und damit dreht der Getriebemotor nur in eine Richtung aber nicht wieder zurück.

Weitere Details hier:

Signatur

Dieser Tipp stammt von Friedel Weber. Nachträgliche Änderungen und Ergänzungen sind in der Liste der Autoren (versionen) nachvollziebar. Eventuelle Erfahrungen im Nachbau und Fragen zum Tipp gibt es auf der zugehörigen Diskussionsseite.