Dampfschiff

Aus Modellbau-Wiki
Wechseln zu: Navigation, Suche

Ein Dampfschiff oder auch Dampfer ist ein Schiff, welches von einer Dampfturbine oder einer Dampfmaschine angetrieben wird. Diese Dampfmaschine treibt beim Raddampfer zunächst ein oder mehrere Schaufelräder an. Ab 1836 setzte sich dann die vom Österreicher Josef Ressel erfundene Schiffsschraube durch.

Raddampfer in Luzern
Schaufelraddampfer „Rhône“ auf dem Genfersee (2013)
Dampfschiff „Neuchâtel“ auf dem Murtensee (2016)

Inhaltsverzeichnis

Anfänge

Das erste funktionsfähige Dampfschiff baute der Franzose Claude de Jouffroy d'Abbans im Jahre 1783. Am 1. Februar 1788 ließen sich Isaac Briggs und William Longstreet das erste Dampfschiff patentieren. Der Amerikaner Robert Fulton patentierte einen modifizierten Entwurf am 11. Februar 1809 und dieser war auch wirtschaftlich erfolgreich. Sein 1807 gebauter Raddampfer North River Steam Boat, von späteren Generationen allgemein Clermont genannt, war noch mit Segeln bestückt. Er erreichte eine Geschwindigkeit von 4,5 Knoten (8,3 km/h) und wurde als Linienschiff zwischen New York und Albany eingesetzt. Der Name "Clermont" für das Schiff rührt wahrscheinlich von dem gleichnamigen Ort, welcher von Fultons Dampfschiff häufig angelaufen wurde.

Der technische Übergang vom Segelschiff zum Dampfer dauerte einige Jahrzehnte und erst 1889 wurde mit dem von Alexander Carlisle konstruierten 20 Knoten schnellen Teutonic der erste Dampfer ohne jegliches Segel in Dienst gestellt.

Benennung

Die allgemeine internationale Bennung eines Dampfschiffes ist SS (für englisch Steam Ship). Manchmal finden sich auch speziellere Kürzel wie TS (Turbine Steamer, früher auch TSS für Turbine Steam Ship) für Turbinenschiffe und PS (Paddle Steamer) für Raddampfer. Daneben gibt es die Bezeichnung SY für eine Steamyacht (SY GONDOLA UK, SY ANASTASIA DE).

Eine für englische Dampfschiffe ebenfalls gebräuchliche Abkürzung ist RMS (Royal Mail Steamer), um darauf hinzuweisen, dass die englische Post Briefe mit diesem Schiff transportiert. Große Fahrgastschiffe im Linienverkehr zwischen den Kontinenten werden im Deutschen auch gerne als Schnelldampfer oder Eildampfer bezeichnet, um die kurze Fahrzeit der Schiffe zu unterstreichen.

Als Schiff werden jene Bootskörper benannt, die über 10 Meter Eigenlänge verfügen, als Boote alle, die darunter liegen.

Technik

Dampfmaschine

Eine Dampfmaschinenanlage besteht aus drei Hauptteilen: Kessel, Dampfmaschine und Kondensator.

Im Kessel wird durch Erhitzen des Wassers durch feste oder flüssige Brennstoffe Dampf erzeugt. Dieser Dampf wird durch Rohrleitungen zur Dampfmaschine geführt und durch Schieber gesteuert, immer dem Zylinder zugeführt, der gerade kurz hinter dem Oberen Totpunkt steht. Der Dampf expandiert und der Kolben macht eine Bewegung nach unten. Der Dampfeinlaß wird geschlossen und gleichzeitig bekommt der nächste Kolben frischen Dampf zugeführt. Dieses Arbeitsspiel wiederholt sich ständig während des Laufes der Dampfmaschine.

Nach Verrichtung der Arbeit im letzten Zylinder (meistens drei) wird der Dampf im Kondensator zu Speisewasser kondensiert und die Speisepumpe pumpt es zurück in den Kessel, wo der gleiche Arbeitsgang sich wiederholt. An die Dampfmaschine war direkt die Schiffswelle angekuppelt.

Dampfmaschinen für Dampfschiffe gab es in den verschiedensten Bauarten. Zuletzt waren Maschinen mit Mehrfachexpansion üblich, bei denen die Zylinder unterschiedliche Durchmesser hatten. Der erste war gering und bis zum letzten Zylinder nahm der Durchmesser immer weiter zu. Der Nutzen dieser Anordnung besteht darin, dass die Kraft auf jedem Kolben gleich ist, obwohl der Dampfdruck durch die Entspannung abnimmt.

Dampfturbine

Beim Schiffsantrieb durch eine Dampfturbine umströmte Wasserdampf eine rotierende Welle, die mit vielen Turbinenschaufeln bestückt war. An diese Welle war die Schiffswelle angekuppelt. Ausgenutzt wurde die kinetische Energie des Dampfes. Der Dampfturbine war, wie bei der Dampfmaschine, ein Kondensator nachgeschaltet, der den kondensierten Dampf als Speisewasser zurückführte.

Der Betrieb von großen Dampfturbinen brachte anfangs durch zwei unerwünschte Effekte technische Probleme: Der vom letzten Schaufelkranz abströmende und in den Kondensator einströmende Abdampf erreichte an diesen Stellen die zugehörige Schallgeschwindigkeit und die zuvor bei der Entspannung entstehenden Wassertropfen erodierten die Beschaufelung der Turbine und die Berohrung des Kondensators.

Kombination

In den Anfangsjahren des Turbinenantriebs gab es auch Kombinationen zwischen beiden Antriebssystemen: Der Dampfmaschine wurde eine Abdampfturbine nachgeschaltet. Dort trieb der Abdampf vor dem eigentlichen Kondensator noch zusätzlich eine Niederdruck-Dampfturbine an, welche auf eine weitere Propellerwelle wirkte. So behielt man die Zuverlässigkeit der technisch ausgereiften Kolbenmaschine, erhöhte aber dennoch den Wirkungsgrad.

Verbreitung

Mit der Zeit lösten die Dampfschiffe die bis dahin üblichen Segelschiffe ab. Ihr größter Vorteil war die Unabhängigkeit vom Wind. Mit Dampfern konnten Waren auf Flüssen, Binnenseen und Meeren sehr schnell und innerhalb einer berechenbaren Zeit transportiert werden, da die Dampfaggregate gleichbleibende Energie für die Fahrt lieferten. Befeuert wurden und werden die Dampfschiffe mit Holz, Briketts und Kohle. Zumindest bei den grossen Dampfern wurden nach dem 1. Weltkrieg die Kessel zum Betrieb mit Schweröl umgerüstet und Neubauten direkt dafür konzipiert. Ihren Höhepunkt hatte die Dampfschifffahrt sicherlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Während dieser Epoche begann aber zunehmend die Verbreitung des ökonomischeren Dieselantriebs, welcher anfangs nur in kleinen und langsamen Schiffen Verwendung fand. Als schnellster aller Passagierdampfer gilt die SS United States, fertiggestellt 1952. Bei einem Verbrauch von 50 Tonnen Schweröl pro Stunde erreichte ihr Antrieb eine Leistung von 241.785 PS, was ausreichte, um das über 300 Meter lange Schiff mit 38,32 Knoten voranzutreiben. Die schnellen Passagierdampfer wurden aber ab den 1960er Jahren zunehmend durch Düsenflugzeuge verdrängt und bei grossen Frachtschiffen wurden meist Dieselantriebe eingebaut.

Heutige Situation

Raddampfer der Weißen Flotte in Dresden

Der letzte neugebaute Passagierschnelldampfer war die 1968 fertiggestellte Queen Elizabeth 2 und die letzten Schnelldampfer überhaupt wurden Anfang der 1970er Jahre gebaut und waren allesamt Containerschiffe. Mit dem starken Anstieg des Ölpreises wurden diese Schiffe aber unrentabel. Bis heute wurden sie fast alle entweder auf Dieselantrieb umgerüstet oder verschrottet. Nur wenige grosse konventionelle Dampfer, wie die Norway (ehemals SS France), sind noch übrig, stehen aber kurz vor der Verschrottung. Ansonsten fahren von den grösseren Schiffen lediglich solche mit Kernreaktoren noch mit Dampfantrieb. Dies sind in der Regel Flugzeugträger oder U-Boote.

Von kleineren Dampfern sind heute noch mehrere in Betrieb, so z.B. bei der Weißen Flotte in Dresden und im Historischen Hafen Berlin an der Fischerinsel. In Hamburg fährt der Alsterdampfer St. Georg.

Auf dem Vierwaldstättersee nahe von Luzern in der Schweiz verkehren heute noch fünf nostalgische Raddampfer aus der Jahrhundertwende. Diese Dampferflotte ist die weltweit grösste auf Süsswasser.

In Österreich verkehrt der Raddampfer Gisela am Traunsee regelmäßig im Linienbetrieb. Mit dem Dampfschiff Schönbrunn, das sich im Privatbesitz der Österreichischen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte befindet, werden mehrmals jährlich Nostalgiefahrten auf der Donau durchgeführt.

Außerdem ist auf dem Bodensee heute noch die Hohentwiel unterwegs. Auf der Flensburger Förde verkehrt in den Sommermonaten der letzte seetüchtige Salondampfer, die Alexandra.

Weblinks

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Dampfschiff aus der freien Enzyklopädie Wikipedia, teilweise können Textpassagen übernommen worden sein. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Bitte fügt detaillierte Infos zu den Vorbildern entsprechend in der Wikipedia hinzu, so dass wir uns hier auf die Modellbauaspekte konzentrieren können.