Heißdraht-Schneidegerät

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Wirkungsweise und Aufbau

Geschäumtes Polystyrol (Handelsnamen u. a. Styropor (weich, offenporig) und Styrodur (hart , geschlossenen Oberfläche)) hat einen relativ niedrigen Schmelzpunkt. Bei Heißdraht-Schneidegeräten nutzt man dies, um mit einem speziellen Widerstandsdraht, der unter Strom gesetzt wird, saubere, nahezu verlustfreie Schnitte durch das Material zu machen.

Der Draht ist in einem Bügel gespannt. Die Klemmvorrichtungen müssen gegeneinander isoliert sein. Legt man nun Spannung an (12 Volt reichen für ca. 1 Meter Draht) erhitzt sich der Draht und gleitet wie das berühmte "heiße Messer durch Butter". Wird der Draht kürzer gefasst oder sehr dünnes Material geschnitten, so kann die Spannung herunter geregelt werden.

Ebenso benötigt der Schnitt durch Styropor weniger Hitze (=Spannung) als durch Styrodur.

Variante für Handwerker

Als Dämmplatten sind Polystyrol-Hartschäume im Baugewerbe weit verbreitet. Auf Baustellen werden die etwa 125*60 cm messenden Platten mit einer Art Kappvorrichtung, bestehend aus Auflagetisch und dem schwenkbaren Bügel, mit dem Draht auf Maß gebracht. Diese Maschinen sind im Baustoff- und Zubehörhandel erhältlich, für den Modellbauer jedoch im allgemeinen etwas "oversized". Allerdings bekommt man bei den Händlern auch die Ersatzdrähte aus Konstantan, die für einen Eigenbau verwendet werden können.

Preis (2011) etwa € 8,-- für 2 Stück, je 125 cm.

Geräte für den Modellbauer

Proxxon Thermocut 12/E (Handgerät)

Am Pistolengriff ist ein verstellbarer Bügel angebracht, in den der Heizdraht mit Klemmschrauben eingespannt wird. Das ganze ist einer Laubsäge nicht unähnlich. Die Spannungsversorgung erfolgt über den verpolsicheren Systemstecker aus einem Netzgerät mit 12 Volt.

Der Draht kann in beliebige Form gebogen werden, so dass alle denkbaren Profile aus dem Material geschnitten werden können.

Proxxon Thermocut 230/E (Tischgerät)

Der Aufbau ähnelt einer Dekupiersäge. Durch Verschieben des Haltebügels können mit dem schräg gespannten Draht Winkel, Böschungen und Gehrungen geschnitten werden. Durch Parallel-Anschlag ist exakt gerades Arbeiten möglich.

Behelf und Eigenbau

Aus dem oben erwähnten Ersatzdraht (Baustoffhandel), einem stabilen Rohrbügel, zwei Krokodilklemmen mit Kabel und Laborsteckern und einem regelbaren Netzgerät ist auf der Hobelbank schnell eine Eigenkonstruktion aufgebaut: Der Bügel hält das eine Ende des Drahtes, das andere wird direkt mit einer Schraube und Scheibe an der Hobelbank fixiert. Damit ist auch die elektrische Trennung der Drahtenden gegeben. Mit den Krokodilklemmen verbindet man den Draht nun mit dem Netzteil.

Vorversuche sind angeraten, um die optimale Spannung für das gewünschte Schnittergebnis zu erproben.

Für lange Schnitte (in Stücken, die nicht durch den Bügel passen) hat sich auch folgende Methode als praktikabel erwiesen: Ein Drahtende wird etwas unterhalb der Werkbank-Kante seitlich fixiert, das andere an einem Holzstab, der als Handgriff dient. Werkstück an der Kante (=Schnittlinie) exakt ausrichten, eine Führungsleiste darauf fixieren (mit Schraubzwingen beispielsweise). Nun den aufgeheizten Draht an Werkbankkante/Führungsleiste entlang durch das Material ziehen.

VORSICHT: Nicht den heißen Draht anfassen, besser die Klemme etwas unterhalb des Handgriffes ansetzen.

Scheiben schneiden

Eigenbau eiiner Scheiben-Säge, Skizze

Die handelsüblichen Formate an Styrodur sind für Bauzwecke gedacht, also eher überformatig und zu dick. Eine einfache Lösung, um dünne Scheiben von den Platten zu gewinnen geht folgendermaßen:

Auf dem Werktisch legt man rechts und links an die Kante jeweils ein Klötzchen Hartholz in der gewünschten Schnittdicke. Nun zwingt man den Heizdraht auf dem einen Klotz mittels Schraubzwinge an den Tisch. Auf sehr festen Sitz achten, da erhebliche Zugkräfte auftreten werden.

Hinter der Schraubzwinge wird die erste Polklemme angelegt. Mit einem Holzstab, der als Handgriff dient, wird der Draht über den zweiten, ebenfalls mit Schraubzwinge fixierten Klotz gelegt und nach unten stramm gezogen. Die zweite Polklemme OBERhalb des Handgriffs anlegen.

Nun kann ein Stück Styrodur, flach auf dem Tisch liegend, gegen den Draht geschoben werden. Da der Draht sich bei Erwärmung ausdehnt, ist auf ständigen, starken Zug am losen Ende zu achten. Ein zweiter Mann ist dabei ausgesprochen hilfreich.

Bei der beschriebenen Anordnung können alle Reststücke "homogenisiert" werden, als auch sehr unregelmäßige Ausschnitte (vom Gebirgsbau z. B.) zu gleichmäßig starken Stücken verarbeitet werden, die dann als Verkleidung, Unterlagen etc. dienen.

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