Stützmauer

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Stützmauer im Bergischen Land, nahe des Hoffnungsthaler Tunnels. Baumaterial ist Grauwacke.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Stützmauern gehören zu den weitest verbreiteten Kunstbauten. Im Trassenbau gilt die Regel: "Naturboden "steht" bis zu einer Neigung von 1:1." Dahinter steht die Erkenntnis, dass steilere Abhänge bei zusätzlicher Belastung, wie sie eine Bahnstrecke darstellt, zu Rutschungen neigen. Dies gilt umsomehr, wenn festigende Komponenten wie z. B. Bäume und ihre Wurzeln entfernt werden.

Im Umkehrschluss bedeutet das, dass jede Bodenneigung, die steiler als 45° ist, gegen Abrutschen gesichert werden muss. Sofern die Neigung also nicht aus Naturfels besteht, wird sie gesichert. Dabei beachten die Trassenbauer nicht nur den Unterbau, auch Abhänge oberhalb der Trasse können den Bahnverkehr durch Rutschungen und Steinschläge gefährden.

Eine klassische Methode ist die Stützmauer, die in moderneren Zeiten auch in gegossenem Beton ausgeführt sein kann. Je nachdem, welche Masse hinter der Mauer ansteht, werden die Mauern mit zusätzlichen Stützpfeilern verstärkt und/oder die Mauerkrone wird verstärkt erstellt, um dem Kunstbauwerk mehr Gewicht und damit höhere Widerstandskraft zu geben.

Vorteilhaft wurden Stützmauern in örtlich verfügbarem Gestein ausgeführt.So herrschen in den Alpen Granitstein-Mauern vor, in der (vulkanischen) Eifel sind Basalt-Mauern zu finden, das Bergische Land liefert Grauwacke in ausreichenden Mengen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Modellgestaltung

Die Industrie bietet reiche Sortimente an Mauerplatten, teils mit farblich passenden Decksteinen für den oberen Mauerabschluss. Indes sind die Industrieprodukte im Format eher begrenzt, so dass gegebenenfalls "gestückelt" werden muss. Auf sorgfältige Verarbeitung der Nahtstellen ist zu achten, um ein stimmiges Bild zu erhalten. Einerseits kann man die Nähte so plazieren,dass sie von den Stützpfeilern verdeckt werden. Auch kann man einzelne Nähte mit etwas "Wildwuchs" bepflanzen und so verdecken. Eine andere Möglichkeit ist, das Mauerwerk mit einem spitzen scharfen Messer an der Nahtstelle so auszuschneiden, dass die Steine wieder einen Verband bilden. Das erforerrt etwas Feingefühl und Übung. Die Farbgebung kann natürlich an die vorhandenen "Naturfelsen" angepasst werden. Eine Farbbehandlung von Kunststoff-Mauerplatten ist sowieso zu empfehlen, um den unnatürlichen Plastikglanz der Bauteile zu beseitigen.

Eigenbau

Mauer

Wer nicht auf Fertigprodukte zurückgreifen will, sei es aus Kostengründen, aus Spaß am Selbermachen oder weil es die "passende" Mauer in der Größe nicht zu kaufen gibt, dem sei eine leichte Methode empfohlen: Etwa 0,5 bis 1 cm starke Styrodurplatten sind als Grundmaterial hervorragend geeignet. Mit einem Anreibegriffel, ersatzweise einem alten Kugelschreiber (der nicht mehr schreibt!) und einem Lineal werden die Längsfugen in die Platte gezogen. Je nach Vorbild können die Steinlagen von unterschiedlicher Dicke sein. Auch wurden gelegentlich übergroße Steine vermauert, möglicherweise mit einer Inschrift, wann und von wem das Bauwerk erstellt wurde. Wer solche Details darstellen möchte, wird die Längsfugen entsprechend unterbrechen. Die vertikalen Fugen kann man mit wenig Augenmaß frei Hand eingravieren. Ihr Abstand muss nicht hundertprozentig gleich sein, vielmehr kann man sich durchaus vorstellen, dass auch Dreiviertel-Steine oder halbe Steine mit verbaut wurden, wodurch sich ein strenges Muster etwas auflockert. Und wenn hier und da ein Stein einen "Sprung" hat oder eine Ecke "herausgebrochen" ist - um so besser.

Mauerkrone

Als obere Abdeckung kann ein Streifen Styrodur aufgeklebt werden. Dieser sollte ein klein wenig breiter sein als die Mauerstärke selbst, so dass er vorne etwas übersteht und eine Traufkante bildet. Auch dieser Streifen erhält einige Fugen, beim Vorbild war er auch nie aus einem Stück. Alternativ kann die Krone natürlich von Pflanzen überwuchert - und damit den Betrachterblicken entzogen - sein.

Farbgebung

Wie erwähnt sollte das Mauerwerk den Farbton von Naturfelsen aus der Umgebung aufgreifen. Das ist allerdings ein Detail, das nur Spezialisten bemerken.

Grundsätzlich empfehle ich folgende Vorgehensweise:

Als erstes wird die fertig gravierte Styrodur-Platte satt mit leicht verdünnter, sehr dunkler Farbe grundiert, schwarz oder dunkelgrau. Die verdünnte Farbe verteilt sich gut und sickert auch in alle Poren der Oberfläche. Alle lösemittelfreien Farben sind für Styrodur geeignet, z. B. Abtönfarbe oder Acrylfarbe. Nach dem Trocknen kontrollieren, dass die Eigenfarbe des Styrodur nirgends mehr duchscheint.

Je nach gewünschtem Farbton legt man sich nun einige Farbtöne vor, auf einer "Palette" oder einem Rest Kunststoff, ein Büchsendeckel tut den Zweck ebenso. Ich bevorzuge es, die Farben NICHT auf der Palette zu mischen, sondern den Pinsel nacheinander in, sagen wir, ocker, wenig schwarz und weiß zu tunken und damit sehr flach die Oberfläche der Mauersteine zu bemalen. Auf diese Art entstehen unter dem Pinsel diverse Schattierungen. Flache Pinselführung, möglichst NICHT parallel zu den Fugen, hält letztere relativ frei von der hellen Farbe.

Ein Bild, das praktisch an jeder Stützmauer zu erkennen ist: Sickerwasser. Mit dem Erdreich hinter der Mauer steht auch immer Sickerwasser an, das sich seinen Weg durch die Fugen sucht. Größere Bauwerke werden von vornherein mit Drainagerohren ausgestattet. Diese lassen sich leicht durch einige Röhrchen, etwa Trinkhalm-Stückchen, nachbilden, die in die Mauer gesteckt werden, so dass das "Wasser" in einigem Abstand heruntertropft. An den betreffenden Stellen können durch das Trocknen des Wassers sogenannte "Kalkfahnen" entstehen. Diese verbreitern sich nach unten und folgen nicht selten genau den Fugen. Diesen weißen "Schleier" kann man mit einem Läppchen oder auch direkt mit der Fingerkuppe aufwischen. Ebenso kann ein Ansatz von Grünalgen mit weißlich-grüner Farbe imitiert werden. Damit wird man vorzugsweise die untere Kante der Mauer zieren wollen.

Abschließend sollte die einbaufertige Mauer noch graniert werden.


weitere Sicherungsmethoden

Brüchige Felsen werden armiert (=bewehrt). Dies kann durch lange Ankerbolzen mit Metallplatten als Abschluss geschehen. Die Bolzen werden in regelmäßigen Abständen in den Fels eingebracht, am Ende werden quadratische Platten von bis zu 50 x 50 cm Größe aufgeschraubt. Felshänge, die zu relativ kleinkörnigem Gebrösel neigen, werden zusätzlich auch mit Maschengittern überzogen.

Eine andere Methode zur Verfestigung von Felshängen ist das Überspritzen mit Beton. Auch dabei sind gelegentlich die Enden von Armierungs-Bolzen noch sichtbar. Ein derart bewehrter Hang kann sich recht abwechslungsreich darstellen: Neben nackten "stabilen" Felsen sind unregelmäßige, frei geformte Flächen aus Spritzbeton zu sehen, die relativ glatt erscheinen.

Wer es vorzieht, seine Hangbewehrung in Betonmanier darzustellen, also die Landschaft an der betreffenden Stelle mit Gips/Spachtelmasse behandelt und diese glättet, dem sei zur Farbgebung noch ein Rat gegeben: Beton ist nicht einfach "grau". Eine Mischung aus schwarz und weiß ergibt eine graue Farbe, die aber sehr kalt und unnatürlich wirkt. Seht euch echten Beton einmal aus der Nähe an. meist spielt der Farbton ein wenig ins Beige, was mit etwas Ocker oder einem (winzigen!) Tropfen Rot zu erzielen ist.


Video-Tipp

Tunnel in Micha's Bastelstunde auf YouTube, zeigt die oben beschriebene Graviertechnik an einem Tunnelportal. Im letzten Drittel des Videos wird auch noch eine Stützmauer gefärbt.