Wendeschleife

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Wendeschleife (links oben) und Kehrschleife (rechts unten)

Wendeschleife oder Kehrschleife ist eine Gleisfigur, die im Großbetrieb eher selten vorkommt, bei Modellbahnern aber aber beliebt und - teils - gefürchtet ist. Im weiteren Sinne kann Wendeschleife auch eine ähnliche Form der Straße bezeichnen, etwa am Ende einer Sackgasse oder einer Grundstückszufahrt.

Zunächst die Begriffe, wie sie im Folgenden benutzt werden:

  • Wendeschleife: Die Gleisführung lässt den Zug um 180° drehen, führt also zurück in die Richtung, aus der er kam.
  • Kehrschleife: Eine Wendeschleife, durch die ein Zug über eine Weiche auf das kommende Gleis zurückkehrt.

Im allgemeinen Sprachgebrauch wird zwischen den Begriffen nicht streng unterschieden.

  • Kehrtunnel gehören nicht zu diesem Thema. Ein Kehrtunnel ändert zwar auch die Fahrtrichtung , teils um mehr als 180°, jedoch dient er bei Trassenführung in gebirgiger Gegend dem Höhengewinn. Er führt NICHT zurück auf die ankommende Strecke.

Wendeschleifen sind im Großbetrieb hauptsächlich dort anzutreffen, wo Ein-Richtungs-Fahrzeuge ohne umständliche Rangierbewegungen gewendet werden sollen. Klassisches Beispiel sind Endhaltestellen von Straßenbahnen. Da diese heute meist auf zweigleisigen Strecken verkehren, wären dies nach obiger Definiton keine Kehrschleifen.

Am Ende einer kleinen, eingleisigen Nebenbahn ist die Kehrschleife durchaus ein Mittel der Wahl.

Inhaltsverzeichnis

Modellbahn-Betrieb

Wie bei der großen Bahn erspart die Schleife auch dem Modellbahner umständliches Rangieren oder "Kopf machen". Manche Puristen lehnt Wendeschleifen aus Überzeugung ab, da ein zurückkehrender Zug ja vollständig gewendet wurde, die Wagenreihung also umgekehrt wurde. "Das" würden sie einwenden "ist NICHT vorbildgetreu. Fernzüge kehren in derselben Reihung wieder, wie sie auf dem Hinweg fuhren, nur mit der Lok am anderen Ende." Andere lehnen die Wendeschleife ab, weil sie als "Spielbahner" das Umrangieren und Kopf-Machen lieben und auf den Spaß nicht verzichten mögen. Sei dem, wie ihm wolle ...

Die Wendeschleife ist ein beliebtes Mittel, um dem Betrachter einer Modellbahnanlage einen Zwei-Richtungs-Verkehr vorzugaukeln. Wird die Schleife "versteckt", also beispielsweise mit Gebirge überbaut, so kann der Eindruck entstehen, dass Züge nach längerer Fahrt zurückkehren. Der Effekt kann erheblich verstärkt werden, wenn die Wendeschleife mehrgleisig und mit Halteabschnitten ausgebaut wird. So verschwinden Züge "im Untergrund" und kehren erst nach geraumer Zeit wieder. Diese Anordnung ist ein sogenannter Schattenbahnhof.

Probleme im Zweischienen-Zweileiter-Betrieb

Verpolung

Beim Bau der Kehrschleife stoßen gegensätzliche Pole aneinander.

Für den Anwender des Dreischienen-Zweileiter-Systems ist eine Kehrschleifen-Figur kein Problem, da die Stromführung symmetrisch ist. Der Modellbahner mit Zweischienen-Zweileiter-System muss die Kehrschleife jedoch speziell beschalten, da sie sonst nicht funktioniert. Für Analog-Bahner sei folgende Technik empfohlen: Die Grafik zeigt, dass das Problem mit zwei Trennstellen umgangen werden kann. Die erste Trennstelle (in Durchfahrt-Richtung) wird mit einem Brückengleichrichter oder einer Graetz-Schaltung überbrückt. Dadurch ist die Fahrtrichtung in der Schleife festgelegt, gleichgültig, wie der Rest der Anlage gerade gepolt ist. Hat der Zug die erste Trennstelle passiert, kann der Fahrstrom umgepolt werden. Das ankommende Gleis steht jetzt gewissermaßen auf "rückwärts", der Zug kann ohne Aufenthalt wieder in Gegenrichtung ausfahren.

LGB hatte immer eine "Kehrschleifengarnitur" im Angebot, bei der die beiden Trennstellen in je einem einfachen Bahnübergang lagen. Eine war mit der Graetz-Schaltung versehen, die Dioden versteckten sich unter der Fahrbahndecke.

Die Umpolung des Fahrstromes muss nicht von Hand geschehen. mit Hilfe eines Polwendeschalters, der durch den fahrenden Zug ausgelöst wird, kann die Durchfahrt durch die Schleife automatisiert werden. Technisch gäbe es die Möglichkeiten mit Reed-Kontakten, Schaltgleisen, Rückmeldern oder Lichtschranken, die jeweils ein bistabiles Relais ansteuern.

Versteckte Kehrschleifen

Nicht immer auf den ersten Blick erkannt: Versteckte Kehrschleifen.

Bei komplexen Gleisplänen kann sich unbeabsichtigt die Topologie einer Kehrschleife ergeben. Dies führt bei Inbetriebnahme zum Kurzschluss. Dagegen hilft nur, bereits im Vorfeld den Plan gründlich zu prüfen. Die meisten Planungsprogramme haben heute eine "Kurzschluss-Prüfung" als Tool verfügbar.

Ein Gleisoval mit einer "Diagonalen" bildet beispielsweise gleich zwei Kehrschleifen. Und leider gilt in der Elektrotechnik NICHT die Regel, das zwei Kurzschlüsse sich gegenseitig aufheben. Das gezeigte Beispiel ist so natürlich eher phantasielos, zudem kann nur aus einer Richtung kommend (in diesem Beispiel gegen den Uhrzeigersinn) gewendet werden. Dann muss doch rangiert werden. Die gezeigte Topologie kann jedoch, vielleicht ungewollt, in einem komplexeren Gleisplan stecken. Prinzip zur Abhilfe: die "Diagonale" wird mit Trennstellen sowie der Gleichrichterschaltung versehen. Zu beachten ist, dass dieser "gerichtete" Abschnitt nur noch in einer Richtung befahren werden kann.

Zur Topologie der Kehrschleife führt auch ein Hundeknochen, wenn die Parallelgleise an irgendeiner Stelle über Weichen verbunden werden, ohne dass die Verbindung isolierrt wird. Dies sollte bedacht werden, insbesondere bei der Planung von Bahnhofsanlagen.

Wendeschleife des Mundenheimer Modellahn-Clubs

Verwandtes Thema

Beim Bau eines Gleisdreiecks mit Zweischienen-Zweileiter-Gleis kommt es ebenfalls zu der angesprochenen Verpolung. Auch hier kann die Graetz-Schaltung in Verbindung mit den Trennstellen das Problem beheben.

Weblinks