Lichtraumprofil

Aus Modellbau-Wiki
(Weitergeleitet von Durchfahrtshöhe)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Als Lichtraumprofil wird eine definierte Umgrenzungslinie bezeichnet, die meist für die senkrechte Quer-Ebene eines Fahrweges (insbesondere von Straßen oder Bahngleisen) bestimmt wird.

Mit dem Lichtraumprofil wird einerseits der lichte Raum vorgeschrieben, der auf dem Fahrweg von Gegenständen freizuhalten ist, andererseits dient es auch als konstruktive Vorgabe für die Bemessung der vorgesehenen Fahrzeuge. Diese dürfen im Querschnitt nicht die vorgegebenen Grenzlinien überschreiten, wobei auch berücksichtigt werden muss, ob sie bei besonderer Länge auch in Kurven noch innerhalb des Lichtraumprofils bleiben.

Inhaltsverzeichnis

Vorbild

Der verantwortliche Verkehrsträger (z. B. eine Bahngesellschaft) oder eine Behörde (z. B. ein Eisenbahn-Bundesamt oder das Straßenbauamt) bestimmt für alle oder für ausgesuchte Teile des Verkehrswegenetzes die Gestalt und Maße des oder der Lichtraumprofile.

Das Lichtraumprofil wird nicht nur im engen Zusammenhang mit den Fahrzeugmaßen bestimmt, sondern auch mit Rücksicht auf weitere Sicherheitsabstände z. B. für Dienst- und Versorgungswege, gegenüber elektrischen Anlagen sowie eventuell auch der freien Sicht auf Signale und weitere betriebliche Bedürfnisse.

Straßenverkehr

Verkehrszeichen Zusatzzeichen Z 1006-39

Im Straßenverkehr betrifft das Lichtraumprofil alle Arten der Verkehrswege, also Wege für den Fußgängerverkehr, den Fahrradverkehr und den Autoverkehr. Das Lichtraumprofil ist der Raum, der freigehalten werden muss, um den Verkehr zu ermöglichen und ist je nach Art des Verkehrs unterschiedlich hoch. So ist in Deutschland über einem Fußgängerweg ein Raum von mindestens 2,5 Meter Höhe freizuhalten, über einer Straße für den Autoverkehr von mindestens 4,5 Meter.

Innerhalb des Lichtraumprofils ist nur die allgemeine Nutzung der Straße möglich, das heißt, dass hier nur der stehende und der fließende Verkehr zugelassen sind. Alle anderen Nutzungen (Straßencafés, Baugerüste, Verkaufswagen, Musizieren u. a.) gelten daher als Sondernutzung und brauchen eine Genehmigung, die in der Regel bei der Stadt oder Gemeinde zu beantragen ist.

Auch Gebäudeteile dürfen nicht in das Lichtraumprofil hineinragen. Es gibt geringe Ausnahmen bei Erkern u. a., die im jeweils geltenden Bebauungsplan oder Sondernutzungssatzung verzeichnet sind.

Eisenbahn

Regellichtraum

Der Regellichtraum ist der Platz, den alle angrenzenden Bebauungen entlang von Eisenbahngleisen mindestens freilassen müssen, damit sich alle Fahrzeuge gefahrlos bewegen können. Die Differenzen zwischen den Umgrenzungslinien ergeben den Sicherheitsabstand.

Früher fand sich zur Kontrolle auf allen Bahnhöfen ein Lademaß, die sich zur Überprüfung fertig beladener Güterwagen an das Gleis heranschwenken ließ. Heute gibt es diese Einrichtungen nur noch auf vereinzelten Bahnanlagen.

Über die bei regelspurigen Bahnen einzuhaltenden Höhen- und Breitenbeschränkungen gibt die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) bindende Vorschriften, siehe auch:

Lademaßüberschreitung

Bei Lademaßüberschreitungen (kurz LÜ) gibt es besondere Verfahrensweisen, so gibt es ggfs. Einschränkungen oder sogar Sperrungen des Gegengleises, Kreuzungen sind evtl. nicht ohne weiteres möglich. Die verschiedenen LÜ werden mit Buchstaben bezeichnet und bedeuten im Einzelnen:

  1. Anton – nur Höhenüberschreitung, ohne Maßnahmen für das Gegengleis
  2. Berta – geringe Breitenüberschreitung, u. U. Maßnahmen für das Gegengleis (siehe 3.)
  3. Cäsar – Breitenüberschreitung, Ausschluß von Berta oder Cäsar für das Gegengleis
  4. Dora – große Breitenüberschreitung, Sperrung des Gegengleises

Beispiele

Die meisten europäischen Regelspurbahnen, z. B. in Skandinavien, Benelux-Länder, Frankreich, Italien, Schweiz, Österreich, Ungarn, Polen, Tschechien oder Griechenland haben ein ähnliches Lichtraumprofil wie die deutschen Eisenbahnen. Innerhalb dieser Länder können fast alle Wagen, die dem UIC-Lichtraumprofil entsprechen, freizügig eingesetzt werden, was insbesondere im Fern- und Güterverkehr zu einer sehr abwechslungsreichen Fahrzeugmischung führt.

Für kleinere Lichtraumprofile sind z. B. Großbritannien, Irland und Japan bekannt. Durch den Eurotunnel kommen zwar regelmäßig englische Güterwagen nach Mitteleuropa, während viele in Mitteleuropa gebaute Wagen nicht nach England fahren können.

Größere Lichtraumprofile haben z. B. Finnland, Russland, die Ukraine, Weißrussland, die USA und Kanada. Aus Russland, Weißrussland und der Ukraine kommen zwar regelmäßig Schnellzugwagen nach Deutschland, dies sind aber speziell für den Einsatz nach Mitteleuropa gebaute Wagen, die dem hiesigen Lichtraumprofil entsprechen.

Bis vor wenigen Jahren verkehrten Großprofilschlafwagen auf einzelnen Strecken bis nach Berlin und zu Zeiten der Stationierung sowjetischer Truppen auch bis Wünsdorf, Schwerin, Dresden und Erfurt. Seit einiger Zeit verkehren schwedische Wagen mit dem dort üblichen Lichtraumprofil im Nachtzug mit LÜ über Sassnitz bis Berlin.

Umsetzung in der Modellbahn

Der lichte Raum ist je Nenngröße durch die MOROP normiert. Sie definiert sowohl die Durchfahrtshöhen (mit und ohne Oberleitungsbetrieb) als auch die Seitenabstände auf geraden und auf gebogenen strecken. Dies ist bei der Anlagenplanung insb. für Brücken, Tunnel, parallele Gleise und Bahnhöfe wichtig, aber auch z.B. für die Positionierung von Signalen, Bäumen, Felsen oder Gebäuden (Abstand zur Fahrtrasse).

Je nach Maßstab und Spurweite ist der lichte Raum unterschiedlich groß definiert. Zusätzlich gibt es in Kurven einen breiteren lichten Raum, da lange Drehgestellwagen in der Kurve nach innen und außen ausscheren. Die benötigte Breite ist daher auch vom Gleisradius abhängig und nimmt mit sinkendem Radius zu.

Durchfahrtshöhe

Die Durchfahrshöhe ist bei Anlagenplanung insbesondere dort wichtig, wo eine Strecke über oder unter einer anderen durchgeführt werden soll. Bei der Planung sind dabei sowohl der notwendige lichte Raum als auch die Höhe von Gleisbett und Gleis sowie die Dicke des Trassenbrettes zu bestimmen, wenn man berechnen will, welche Steigung für die entsprechende Streckenführung erforderlich ist.

Eine Berechnung für die Nenngröße H0 sieht dann typischerweise wie folgt aus:

Höhe [mm]
Basisdurchfahrhöhe 59
Höhe für ausgefahrene Stromabnehmer 6
Höhe der Oberleitung 3
Höhe des Gleises (Schienenprofil plus Schwellen) 4
Höhe des Gleisbettes (z.B. Korkunterlage) 5
Gesamthöhe 77
Dicke des Trassenbrettes 9
Lichte Raum zum Eingreifen 14
Gesamthöhenunterschied 100

Maximale Maße im Fahrzeugbau

Lichtraumprofil und lichter Raum werden meist synonym verwendet, mit dem lichten Raum ist aber das Vorgabemaß für den Streckenbau gemeint, mit dem Lichtraumprofil hingegen die Maximalmaße von Fahrzeugen mit Beladung. Daher muss der lichte Raum entsprechend immer geringfügig größer sein als das Lichtraumprofil, damit ein berührungsfreier Verkehr möglich ist.

Für den Modellfahrzeugbau ist die Norm NEM 301 maßgebend.

Technische Zeichnungen zum Schienenverkehr

Siehe auch

Weblinks

Modelle:

Vorbild: