MOB-Reihe BCFe 4/4

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Historisches Bild eines MOB BCFe 4/4 der Serie 7 bis 20 in Les Avants im Jahre 1912
Frisch revidierter MOB BCFe 4/4 11 der Serie 7 bis 20 zwischen Blonay und Chamby Jahre 2012

Inhaltsverzeichnis

Vorbild

Die BCFe 4/4 7 bis 20, in der Westschweiz umgangssprachlich auch als les sept à vingt bezeichnet, sind elektrische Meterspur-Triebwagen. Sie wurden zwischen 1904 und 1906 von der Montreux-Berner Oberland-Bahn (MOB) beschafft. Diese Triebfahrzeugserie ist mit vierzehn Fahrzeugen die größte, die bis heute von der Montreux–Berner Oberland-Bahn beschafft wurde. Allerdings waren nur dreizehn Triebwagen gleich, einer hatte eine abweichende elektrische Ausrüstung. Verwandt mit diesen sind auch die beiden CFZe 4/4 1001 und 1002, welche sich nur im Kastenaufbau unterscheiden. Rahmen, Untergestelle und elektrische Ausrüstung sind gleich.

Beide Triebwagenbaureihen wurden von der Schweizerischen Industrie-Gesellschaft (SIG) hergestellt und mit einer elektrischer Ausrüstung von der Aloith versehen. Die Triebwagen BCFe 4/4 12 und CFZe 4/4 1002 hatten jedoch eine elektrische Ausrüstung von der Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) erhielten.

Technische Daten

Hersteller: SIG, Alioth und MFO
Baujahr(e): 1904 bis 1906
Achsformel: Bo’Bo’
Länge über Puffer: 14'210 mm
Dienstmasse: 27,6 t
Höchstgeschwindigkeit: 45 später 50 km/h
Stundenleistung: 260 PS (192 kW), Triebwagen mit Fremdventilation 340 PS (252 kW)
Sitzplätze: 12 (2. Klasse), 16 (3. Klasse) und 10 Klappsitze im Gepäckraum
Ladefläche: 6 m² (Gepäckraum)

Begründung der damaligen Fahrzeugbeschaffung

Für die Eröffnung des Bahnstrecken-Teilstückes Montbovon–Château-d'Oex–Gstaad im Jahre 1904 und Gstaad–Zweisimmen im Jahre 1905 stieg der Bedarf an Fahrzeugen bei der Montreux–Berner Oberland-Bahn an. Die entsprechenden Fahrzeuge wurden in den Jahren 1902 und 1903 bestellt. Insgesamt ging es dabei um eine Beschaffung von 16 Triebwagen, 21 zweiachsigen Personenwagen und 42 Güterwagen. Bei den 16 Triebwagen handelte es sich um die 14 BCFe 4/4 7 bis 20 und die beiden CFZe 4/4 1001 und 1002.

Beschreibung der Fahrzeugserie

Die Fahrzeuge haben einen verblechten Holzkasten, der auf einem genieteten Stahlrahmen ruht. Die Kraftübertragung erfolgt über einen geschlossenen Tatzlagerantrieb mit zweiteiligen elastischen Zahnrädern. Der vierpolige Gleichstrommotor und ist eigenventiliert. Die Übersetzung betrug bei Ablieferung 1:4,33. Bei 700 Volt an der Motorenklemme entwickelte einer der vier Motor an der Welle eine Stundenleistung von 65 PS (48 kW). Zusammen leisteten die vier Motoren 260 PS (192 kW).

Die Steuerung der Motoren erfolgt über einen Direktkontroller. Auch liegt an den Motorenklemmen je nach Fahrstufe die volle Fahrleitungsspannung an. Sie besitzen zehn Fahr- und fünf Bremsstufen. Es ist bereits beim Fahrzeugbau eine elektrische Widerstandsbremse eingebaut worden. Als Triebwagen und Zugbremse ist es eine Vakuumbremse der Bauart „Hardy“ eingebaut, die auf alle vier Achsen wirkt. Zusätzlich ist als Hand- bzw. Feststellbremse eine Handspindelbremse sowie eine ab der Fahrleitung gespeiste Magnetschienenbremse vorhanden. Die Fahrzeugbedienung erfolgt stehend.

Die anfängliche Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h, wurde später auf 50 km/h erhöht. Jedes der 860 mm messenden Triebräder hat einen eigenen Motor.

Die Fahrzeuge besassen gegenüber den Vorgängerfahrzeugen ein grösseres Gepäckabteil, dafür ein kleineres 3.-Klasse-Abteil mit 16 Sitzplätzen auf Holzbänken. Die beiden Zweite-Klasse-Abteile waren als geschlossene Seitengangabteile ausgeführt und hatten zwölf gepolsterte Sitzplätze. Im 6 m² grossen Gepäckabteil gab es zehn Klappsitze. Auch eine Toilette war vorhanden.

Eine Vielfachsteuerung war nicht vorhanden. Die Triebwagen wurden vor allem anfänglich viel in Mehrfachtraktion eingesetzt. Für die Kommunikation zwischen mehreren Triebfahrzeugen war eine Klingeleinrichtung eingebaut, durch die sich das Fahrpersonal mit festgelegten Zeichen verständigen konnte.

Geschichte der einzelnen Fahrzeuge

  • Die Triebwagen 9, 13 und 14, wurden schon 1907 und 1913 in die CFZe 4/4 1003 bis 1005 umgebaut. 1956 Umbau des zwischenzeitlich zum BFZe umbezeichneten CFZe 4/4 1004 zum Xe 4/4 21II, 1958 Umbau des zwischenzeitlich zum BFZe umbezeichneten CFZe 4/4 1005 zum Xe 4/4 22II.
  • Die Triebwagen 17, 18 und 20, waren zwischen 1910 und 1926 mit einem 1.-Klasse-Salon-Abteil ausgerüstet, das an der Stelle des 3.-Klasse-Abteil befand. Neue Bezeichnung AsBFe 4/4. 1926 erfolgte der Rückbau in BCFe 4/4 Triebwagen.
  • In den Jahr 1925 bis 1929 wurde bei den vier Triebwagen Nummer 7, 8, 10 und 11 die Motoren neu gewickelt und eine Fremdventilation der Fahrmotoren eingebaut sowie die Übersetzung auf 1:3,23 geändert. Dadurch stieg die Stundenleistung auf 340 PS und auch die Fahrgeschwindigkeit. Die entsprechenden umgebauten Triebwagen konnten nun zusammen mit den ursprünglich als BFZe 4/4 23 bis 26 und CFZe 4/4 27 und 28 bezeichneten Triebwagen in Mehrfachtraktion eingesetzt werden. Zwischen 1965 und 1968 wurde diese Fremdventilation wieder ausgebaut. Im Jahr 1964 erhielt auch der Triebwagen 18 eine Fremdventilation, auch hier stieg die Stundenleistung auf 340 PS. Fahrzeuge mit eingebauter Fremdventilation, waren rund 1 Tonne schwerer.
  • Im Jahr 1926 wurden alle Fahrzeuge mit einer Sicherheitssteuerung für den Einmannbetrieb ausgerüstet.
  • Um 1943/44 wurde einer der beiden Lyrabügel durch einen Scherenstromabnehmer ersetzt.
  • 1948 wurde der Triebwagen 19 zum BFZe 4/4 31 für die Strecke Zweisimmen–Lenk umgebaut.
  • 1953 wurden die beiden 1908 nachgelieferten Motorwagen 21 und 22 an die von einem Depotbrand heimgesuchte Birsigtalbahn (BTB) verkauft.
  • Im Jahr 1956 erfolgte eine Umzeichnung infolge Aufhebung der 3. Klasse in ABFe 4/4, 1962 folgte die Umzeichnung in ABDe 4/4.
  • Deklassierung des 1.-Klasse-Abteils und Umzeichnung in BDe 4/4 bei den Triebwagen Nr. 18 (1964) Nr. 15 (1976), Nr. 16 (1976), Nr. 20 (1990)
  • Der Triebwagen ABDe 4/4 11 erhielt für das 75 Jahr-Jubiläum der Montreux–Berner Oberland-Bahn im Jahr 1976 einen Neuanstrich in den ursprünglichen Farben und mit den alten Anschriften sowie der alten Bezeichnung BCFe 4/4. 1993 wurde der Triebwagen in Chamby-Musée (Chaulin) stationiert. 2000 erfolgte die Abgabe an die Museumsbahn Blonay-Chamby (BC) die in auf die Saison 2001 hin wieder betriebsfähig aufarbeitete. Zwischen 2003 und 2004 erfolgte eine Totalrevision des Untergestelles und der Drehgestelle. Zwischen 2008 und 2012 erfolgte eine Totalrevision des Wagenkastens mit einem entsprechenden Neuanstrich. Heute gilt dieses Triebfahrzeug als einer der ältesten betriebsfähigen elektrischer Meterspur-Triebwagen der Schweiz.

Fahrzeugeinsatz

Die Fahrzeuge waren anfänglich für den Verkehr über die Gesamtstrecke bestimmt und wurden auch entsprechend verwendet, während die älteren und schwächeren Fahrzeuge im lokalen Verkehr eingesetzt wurden.

Die meisten der 1910 eingeführten Schnellzüge führten aber die im gleichen Jahr beschafften BFZe 4/4 23 bis 26.

Die 1924 angeschafften CFZe 4/4 27 und 28 waren vor allem im Güterverkehr eingesetzt.

Die Gepäcktriebwagen DZe 6/6 2001 und 2002 von 1932 führten ebenfalls Schnellzüge, obwohl sie ursprünglich für die Führung des Golden Mountain Pullman Express gedacht waren der jedoch nur im Jahre 1931 verkehrte.

Mit der Ablieferung der Leichttriebwagen CFe 4/4 3001 bis 3006 in den Jahren 1944 bis 1946 wurden sie in untergeordnete Dienste versetzt und nach der Ablieferung der Doppeltriebwagen MOB ABDe 8/8 4001–4004 im Jahre 1968 wurden einige Triebwagen abgebrochen.

Für Dienst- und Schülerzüge wurden jedoch einige Triebwagen noch bis Ende der 1980er-Jahre weiterhin benötigt.

Verbleib

Als ersten Triebwagen ausrangiert wurde Nr. 17, der im Jahr 1914 im Jaman-Tunnel brannte und dabei so stark beschädigt wurde, dass er abgebrochen wurde.

Die erste normale Ausrangierung erfolgte 1956 mit der Nummer 12. Folgende Fahrzeuge wurden abgebrochen; 7 (1969), 8 (1968), 9 (als BDZe 4/4 1003 1970), 10 (1968), 12 (1956), 13 (als Xe 4/4 21 II 1967), 14 (als Xe 4/4 22 II 1970), 15 (1982), 17 (1914), 18 (1987), 19 (als Xe 4/4 22III 1989). Der Triebwagen Nr. 20 wurde als letzter 1995 verschrottet, wobei er schon 1990 an die Museumsbahn Blonay–Chamby (BC) verkauft wurde, wo er nach Übernahme der Nr. 11 für Ersatzteile ausgeschlachtet wurde.

Erhalten sind:

  • Nr. 11 betriebsfähig als BCFe 4/4 11 bei der Museumsbahn Blonay–Chamby (BC). Im Besitz der Museumsbahn und seit 1993 und in Chamby-Musée stationiert.
  • Nr. 16 in sehr schlechtem Zustand beim Tramverein Bern (TVB) in Ufhusen eingestellt, nachdem dieser anfänglich in Hub (im Krauchthal) dann im Liebefeld abgestellt war. Eigentum des Tramvereins seit 1996 nachdem dieser vom Verein Aktion pro MOB 16 / ESZ 3 im Jahre 1993 übernommen wurde.

Siehe auch

Literatur

  • Patrick Belloncle, Jürgen Ehrbar, Tibert Keller; Das Grosse Buch der MOB Montreux–Berner Oberland-Bahn, Le grand livre du MOB Montreux–Oberland bernois. (Zweisprachig: Französisch und Deutsch), Verlag Viafer, Kerzers 2009, ISBN 3-9522494-2-4, Seite 228-233
  • 75 Jahre MOB, 75 ans MOB, 1901–1976. (Zweisprachig: Französisch und Deutsch), Chemin de fer Montreux-Oberland Bernois (MOB), Montreux, 1976, ohne ISBN.
  • Michel Grandguillaume, Gérald Hadorn, Sébastien Jarne und Jean-Louis Rochaix: Chemin de fer Montreux Oberland Bernois. Du Léman au Pays-d'Enhaut, Band 1. Bureau vaudois d'adresses (BVA), Lausanne 1992, ISBN 2-88125-008-4

Modell

Spur H0m

Betriebs-Nr. Farbe Her­steller Artikel-Nr. Bauzeit System Bemerkungen Bild
BCFe 4/4 11 blaugrau / beige BEMO 1283 331 ~2017 GS/Next18 Mashima Motor MOB, Ep.VI, Original­zustand, Museums­ausführung, ≈Triebwagen der BC, ein Scheren­strom­abnehmer, ein Lyra­strom­abnehmer
BCFe 4/4 11 blaugrau / beige BEMO 1383 331 ~2017 GS/DCC/Next18 Mashima Motor MOB, Ep.VI, Original­zustand, Museums­ausführung, ≈Triebwagen der BC, ein Scheren­strom­abnehmer, ein Lyra­bügel
ABDe 4/4 15 blaugrau / dunkelblau / beige BEMO 1283 305 2018 angekündigt GS/Next18 Mashima Motor MOB, Ep.IV ein Scheren­strom­abnehmer, ein Lyra­strom­abnehmer
ABDe 4/4 15 blaugrau / dunkelblau / beige BEMO 1383 305 2018 angekündigt GS/DCC/Next18 Mashima Motor MOB, Ep.IV ein Scheren­strom­abnehmer, ein Lyra­strom­abnehmer
BDe 4/4 18 blau / weiß BEMO 1283 310 ~2018 GS/Next18 Mashima Motor MOB, Ep.IV, Flügel­rad­symbol, ein Scheren­strom­abnehmer, ein Lyra­strom­abnehmer
BDe 4/4 18 blau / weiß BEMO 1383 310 ~2018 GS/DCC/Next18 Mashima Motor MOB, Ep.IV, Flügel­rad­symbol, ein Scheren­strom­abnehmer, ein Lyra­strom­abnehmer
BDe 4/4 18 blau / weiß Lemaco H0m-023/2  ? GS MOB, Ep.IV, Flügel­rad­symbol, ein Scheren­strom­abnehmer, ein Lyra­strom­abnehmer
ABDe 4/4 20 blaugrau / dunkelblau / weiß BEMO 1283 310 um 2017 GS/Next18 Mashima Motor MOB, Ep.IV, Flügel­rad­symbol, ein Scheren­strom­abnehmer, Rangier-Triebwagen in Saanen BEMO MOB BDe 44 20 Rangier-Elektrotriebwagen Saanen.jpg
ABDe 4/4 20 blaugrau / dunkelblau / weiß BEMO 1383 310 um 2017 GS/DCC/Next18 Mashima Motor MOB, Ep.IV, Flügel­rad­symbol, ein Scheren­strom­abnehmer, Rangier-Triebwagen in Saanen BEMO MOB BDe 44 20 Rangier-Elektrotriebwagen Saanen.jpg
ABDe 4/4 20 blaugrau / dunkelblau / weiß Lemaco H0m-023.1  ? GS MOB, Ep.IV, ein Scheren­strom­abnehmer
Xe 4/4 21 rotbraun FRIHO  ?  ? GS basierend auf Lemaco H0m-023/1 MOB ABDe 4/4 20

Anmerkung: Alle BEMO Triebwagen sind mit Austauschradsätzen auf Spur H0e umrüstbar.