Kartonmodellbau

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Modell der Frauenkirche (Dresden) im Maßstab 1:300 von J.F.Schreiber

Kartonmodellbau ist der Bau von Modellen aus Karton und Papier. Zur Detaillierung werden jedoch auch weitere Materialen wie Nähgarn, Nylon, Metall oder Holz verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

In der Regel werden Standmodelle gefertigt, durch entsprechende Konstruktionen sind jedoch auch Funktionsmodelle möglich. Die Modelle werden als zumeist großformatige Kartonbögen mit einem Gewicht von etwa 170 Gramm je Quadratmeter gefertigt. Die einzelnen Bauteile sind vom Modell-Konstrukteur in zweidimensional flache Bauteile zerlegt worden und müssen durch Falzen und Verkleben zu einem dreidimensionalen Modell zusammengefügt werden. Unterstützt wird der Bau durch eine Anleitung oder Explosionszeichnungen.

Die am häufigsten gebräuchliche Form ist der Modellbaubogen. Dieser besteht aus mehreren bedruckten Kartonbögen. Weniger gebräuchlich ist die Selbstkonstruktion von Modellen. Dies wird heute in der Regel nur im Bereich des Architekturmodellbaus angewandt, um Einzelmodelle von Bauten herzustellen.

Die beiden alten Bezeichnungen Modellierbogen und Konstruktionsbogen – bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts verwendet – beschreiben präzise, dass es dabei nicht nur um das Zerschneiden von Papier geht, sondern um den Aufbau dreidimensionaler Modelle mit vielen Einzelteilen.

Populär ist der Ausdruck Bastelbogen, doch in Bezug auf die Leistungen versierter Modellbauer ist der Ausdruck eher unzureichend. Der treffendste Ausdruck für Kartonmodelle ist zweifellos Modellbaubogen: er drückt in neutraler Form das herzustellende Objekt (Modell), den erforderlichen Arbeitsvorgang (Bau) und die tatsächlich vorliegende Materialform (Bogen) aus.

Aufgrund der verwendeten Materialien benötigt der Modellbau keine aufwändigen Werkzeuge. Für den Anfang genügen Messer, Schere und Papierleim. Der Kartonmodellbau ist deshalb auch geeignet, um Kinder und Jugendliche mit dem Modellbau vertraut zu machen. Er ist viel älter als der Plastikmodellbau und in manchen Ländern auch immer noch verbreiteter. Die Bausätze sind bereits bedruckt und gealtert, dadurch entfällt die Lackierarbeit/Bekleben mit Details von Plastikmodellen.

Geschichte

Die früheste Darstellung eines Kartonmodelles befindet sich im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Es handelt sich um ein Sonnenuhrkruzifix von Georg Hartmann und wird um das erste Drittel des 16. Jahrhunderts datiert.

Eine weitere frühe Darstellung eines Kartonmodelles sind die 1544/45 von Hans Döring entworfenen Tafelbeilagen der „Kriegsbeschreibung" des Reinhard Graf zu Solms.

Die ältesten Vorläufer der Modellbaubögen sind die Bilderbögen. Diese sind seit dem 14. Jahrhundert zuerst als Wallfahrts- oder Heiligenbilder bekannt. Auf diesen Bilderbögen wurden dann im Laufe der Zeit auch weltliche Motive dargestellt. Ihren Höhepunkt erreichten sie mit den Neuruppiner Bilderbögen. Eine weitere Zwischenform zum Modellbaubogen war der Anschauungsbogen, der später häufig im Schulunterricht genutzt wurde.

Die Ausschneidebögen verbanden die Inhalte der Anschauungsbögen mit einer Beschäftigung. Als weitere Entwicklungsformen sind noch die Aufstellbögen, Anziehpuppen und Papiertheater zu nennen.

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts dienten die wenigen Modellbaubögen oder Modellbauanleitungen nur zur Veranschaulichung bestimmter Bauten oder Sachverhalte.

Die ersten kommerziellen Modellbaubögen entstanden Ende der 1840er Jahre in London. Einer der Pioniere war J.V. Quick. Er druckte u.a. einen Modellbaubogen des Shakespearehauses in Stratford-upon-Avon. Auf dem Kontinent gab es Karl-Friedrich Fechner aus Guben, der um 1850 mit der Produktion begann und vor allem nach Großbritannien lieferte.

Ende der 1850er begannen in Frankreich und Deutschland mehrere Verleger, Modellbaubögen zu produzieren. Bis in die 1950er waren die Kartonmodellbaubögen marktbeherrschend im Modellbaubereich. Aufgrund ihrer einfachen Herstellung und des deshalb niedrigen Preises konnten die Bögen in hohen Stückzahlen verkauft werden. Sie dienten vor allem der Unterrichtung und Bildung von Schülern und Jugendlichen.

Mit dem Aufkommen des Plastikmodellbaues verloren die Kartonmodelle ihre Bedeutung und wurden zu einem Nischenprodukt. Viele Verlage mussten aufgrund der zurückgehenden Verkaufszahlen ihre Produktion einstellen.

Erst seit den 1990er Jahren ist ein Aufschwung im Kartonmodellbau zu verzeichnen. Die Möglichkeit des Downloads von Modellbaubögen aus dem Internet haben zudem die Verbreitungsmöglichkeiten weiter erhöht. Durch verbesserte Konstruktionsmethoden (CAD) ist es heute möglich, Kartonmodelle wesentlich vorbildgetreuer zu konstruieren als früher. Mit Hilfe des Computers werden Abwicklungen von Vorbildern leichter berechnet und Texturen von Vorbildfotos lassen die Modelle oft sehr naturgetreu erscheinen. Die Grenzen des Detailierungsgrades bilden heute nur noch die Fähigkeiten des Modellbauers und die physikalischen Materialeigenschaften des Papiers. So werden Schiffsmodelle im Maßstab 1:250 mit über 7.000 Einzelteilen angeboten.

Das Spektrum der heute angebotenen Modelle reicht u.a. von Gebäuden (Kirchen, Museen, Wohnhäuser) über Schiffe, Flugzeuge, Lokomotiven bis hin zu Raumschiffen.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägte der 1916 in Halle/Saale geborene Hubert Siegmund fast 30 Jahre lang den Verlag J. F. Schreiber und entwarf stilprägend fast 500 Modelle aller Stilarten, die einfach zu bauen und trotzdem anspruchsvoll sind.

Hersteller (Auswahl)

Deutschland

  • LUX Modellbau (CASALUX), Saarbrücken
  • Deutsches Schiffahrtsmuseum
  • Hamburger Modellbaubogen Verlag (HMV)
  • Verlag Junge Welt (Kranich-Bögen)
  • D. M. Kanning
  • Gustav Kühn
  • MaKaMo Modellbogendesign Walfried Fehse
  • Mitteldeutscher Kartonmodell-Verlag
  • Oehmigke & Riemschneider
  • Passat Verlag Wilhelmshaven/Eckernförde
  • Jos. Scholz-Mainz Verlag
  • J. F. Schreiber (Schreiber-Verlag), heute Aue-Verlag
  • Stipp-Bastelbogen
  • B. G. Teubner; heute Vieweg
  • Wilhelmshavener Modellbaubogen im Möwe-Verlag, früher Lehrmittelinstitut Wilhelmshaven

Frankreich

  • Imagerie d'Epinal Pellerin, heute: Imagerie d'Epinal S.A.
  • L'Instant Durable
  • Pinot & Sagaire

Großbritannien

Niederlande

  • Uitgeverij Léon Schuijt

Österreich

  • GELI

Polen

  • GPM
  • Halinski
  • Wydawnictwo JSC
  • Mały Modelarz
  • Modelik
  • Orlik

Schweiz

  • Pädagogischer Verlag des Lehrerinnen- und Lehrervereins Zürich
  • Gilbert und Louise Baud, Mézières

Spanien

  • Ediciones Merino S.A.

USA

  • Dover Publications

Kartonmodell-Museum

Literatur

  • Dieter Nievergelt: Architektur aus Papier. Lausanne, 2000. ISBN 2-9515033-2-6
  • Arbeitskreis Geschichte des Kartonmodellbaues (AGK) e. V.: Zur Geschichte des Kartonmodellbaues. (wo und wann ? )
  • Siegfried Stölting: Schiffe aus Papier. Hauschild, 2005. ISBN 389757280X
  • Barbara Hornberger, Dieter Nievergelt: Hubert Siegmund – Meister des Kartons, Scheuer & Strüver

Weblinks

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Hersteller

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